Montag, 12. März 2012

Ziemlich beste Freunde - Intouchables (2011)

„Ziemlich Beste Freunde“ ist einer der großartigesten Filme aus dem letzten Jahr und auch der beste Film in dieser Kategorie. Er zieht einen in den Bann, man taucht quasi in den Film ein, das liegt zum einen an den super Schauspielern, wie auch an der guten Filmmusik, die allerdings sehr typisch für französische Filme ist.

Es wird die Geschichte über eine tiefe Freundschaft von zwei Männern erzählt, die verschiedener kaum sein können. Der eine ist Philipe, schwer reich und vom Hals ab gelähmt, der andere ist Driss, ein Ganove aus einem der heruntergekommenen Vorstädte von Paris. Auf den ersten Blick verbindet die beiden garnix, dennoch geben sie sich gegenseitig Halt und Hoffnung. Aber das wichtigste was ihre Freundschaft ausmacht ist, dass sie sich wie normale Menschen behandeln und darüber hinweg sehen was sie sind und wo sie herkommen. Es gibt viele Filme über ungewöhnliche Freundschaften, die sind meistens so mit Sentimentalitäten und Kitsch vollgestopft, dass man es kaum noch erträgt. Genau darauf wird hier verzichtet, denn hier kommt man aus dem Lachen nicht mehr heraus. Trotz des vielen Humors, bei dem einem am Ende die Kaukmuskeln weh tun, verzichtet der Film nie auf Menschlichkeit und gegenseitigen Respekt.

Es wird respektvoll mit der Behinderung umgegangen, aber zeitgleich ohne Mitleid: „Das ist genau das, was ich will: Kein Mitleid. Manchmal gibt er mir mein Handy - weil er es vergisst." Und genau das will der Film. Er will zeigen, dass man mit dem richtigen Menschen an seiner Seite trotzdem Spaß am Leben haben kann, dass man voneinander lernen kann, dass der kulturelle Austausch jeden bereichert und dass zu viel Akzeptanz und Toleranz nicht immer der beste Weg sind, Menschen zu erreichen. Natürlich kann man fragen, ob es korrekt ist, wenn ein schwarzer Pfleger einem Querschnittsgelähmten einen Seitenscheitel macht und Hitlerwitze reisst. Die Gefahr ist da, dass man hier vielleicht zu schnell mit billigen Witzchen auf die Slapstick-Schiene abdriftet. Das passiert dem Film aber nicht. Es geht nicht um die teils bitterbösen Sprüche von Driss, sondern um die Art, wie sie im Kontext fallen. Sie sind nicht böse oder gar beleidigend gemeint - es sind Witze aus purer Lebensfreude und Freundschaft heraus. Philippe bekommt oft genug seine Revanche und so hält sich alles stets im Maß. Der Film will niemanden beleidigen oder zu sehr auf die Tränendrüse drücken. Natürlich gibt es sie, die ruhigen, ergreifenden Momente wo das stetige Grinsen, das man als Zuschauer hat, für kurze Zeit verstummt. Dann nimmt sich der Film Zeit für die beiden Hauptfiguren, für ihre Geschichte, für den Mensch dahinter. Doch bevor dann zu sehr auf "Drama" getrimmt wird, gibt's wieder was zu Lachen. Es ist die Balance, die perfekt sitzt.

Man könnte noch ewig schreiben wie toll inszeniert der Film ist, wie schön der Soundtrack ist, wie grandios dieses Leinwandduo funktioniert, wie erleichternd, erheiternd und doch erdrückend dieser Film ist, aber Fakt ist: „Ziemlich Beste Freunde“ ist so ziemlich das unterhaltsamste, was seit ziemlich langer Zeit im Kino zu sehen war. Lachen. Weinen. Freuen. Trauern. Der Film bietet alles, nie zu viel von Allem, aber vor allem beim Humor auch nicht zu wenig. Es ist eine perfekte Balance zwischen Drama und Komödie, die nie „Film“ sein will, sondern einfach nur ein Einblick in das Leben zweier Menschen gibt, deren Freundschaft keine Hautfarbe, Behinderung, Vorurteile, Häme oder sonstige Grenzen kennt.

Lange hat mich ein Film nicht mehr so begeistert. Dieser Film geht gleichermaßen an die Lachmuskeln und ans Herz!

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